In meinen Augen ist die Bildbearbeitung eine eigene Kunst. Es ist für mich wie Zeichnen und Malen: Mit Hilfe von Schatten, Tiefen und generell Licht, das Bild in eine neue Szene zu setzen und mit Hilfe der Farbkorrektur die Stimmung eines Bildes zu ändern.
Die Möglichkeiten der Bildbearbeitung sind endlos und genau das liebe ich daran. Man kann völlig kreativ sein und es sind keine Grenzen gesetzt.
Licht und Schatten
Ich liebe es, Fotoszenen in eine andere Stimmung zu versetzen. Um eine neue Stimmung zu kreieren, müssen neue Lichter und Schatten gesetzt werden, damit bestimmte Bereiche hervorgehoben werden und andere Bereiche in den Hintergrund verschwinden.
In dem Vorher-/Nachher-Bild oben, habe ich versucht, den Fokus mehr auf die Rolltreppe zu setzen. Ich habe außerdem die Sonnenstrahlen deutlich verstärkt, viele Bildbereiche mehr belichtet und andere abgedunkelt.
Das Foto wurde an einem Vormittag geschossen und wirkt daher eher flach und nicht dynamisch. Wenn diese Szene an einem Nachmittag oder Abend fotografiert worden wäre, würde es mehr härtere Schatten, also auch mehr Kontrast, geben. Diesen Look habe ich hinterher versucht zu inszenieren. Die warmen Farben, der erhöhte Kontrast und die Sonneneinstrahlung geben der Kulisse nun eine ganz neue Stimmung.
Farben
Warum glaubt man auf den ersten Blick zu wissen, dass das Bild an einem Sommertag am späten Nachmittag geschossen wurde? Ich habe vorhin schon über die harten Schatten geredet, aber es gibt einen zweiten wichtigen Punkt. Wie stellen wir uns einen Sommertag bildlich vor Augen vor? Die Bildszenerie hat bei mir immer warme Farben, mit meist gelb- und orangen Farbtönen. Auch wenn ein Sommertag nicht automatisch immer eine orange-/gelbliche Sonneneinstrahlung hat, stellen wir uns den Sommer bildlich genauso vor. In diesem Rolltreppenbild wollte ich genau diese Stimmung dem Betrachter übermitteln. Nach der Bildbearbeitung weiß keiner mehr, dass dieses Bild, an einem bewölkten Vormittag aufgenommen wurde.
Der Bildwinkel
Auch der Bildwinkel spielt in der Fotografie eine sehr große Rolle. Mit dem richtigen Winkel können wir Objekte größer oder kleiner als die Realität wirken lassen bzw. auch den Fokus des Betrachters damit lenken. Durch den Bildwinkel, Licht und Schatten habe ich versucht, dem Betrachter zu ermitteln, dass die Rolltreppe der einzige Weg nach oben ist.
Mein Bildbearbeitungsprozess
Wie sieht mein gesamter Bildbearbeitungsprozess nun aus?
- Zuerst schaue ich mir das Bild GENAU an und überlege mir, welchen Fokus ich setzen möchte.
- Im nächsten Schritt übernehme ich grundlegende Helligkeitsänderungen für das gesamte Bild. Somit kann ich auch schon festlegen, ob das Bild generell dunkler oder heller werden soll. Wichtige Begriffe sind hier High- und Lowkey.
- Ich lege einen Fokus im Bild durch Setzen neuer Lichtspots und Abdunkeln anderer Bereiche fest.
- Nun geht es an die Farbanpassungen. Ich überlege mir, welche Emotionen ich dem Betrachter übermitteln möchte.
Warmer Sommertag = warme Farben
Düstere/Traurige/Horror Stimmung = kalte blaue Farben.
Dabei gehe ich auf Lichter, Mitten und Schatten des Fotos ein. - Passend zur Stimmung setze ich den Kontrast.